Trends im Requirements Engineering – Digitale Transformation mit Methode

“Wozu brauchen wir noch Anforderungen? Wir sind doch agil!” – Haben sie diesen Satz schon einmal gehört? In Zeiten rasanter Innovation klingt allein der Begriff Anforderungsmanagement schon schwerfällig. Doch gerade angesichts des radikalen Wandels von Unternehmen und Business-Modellen kommt dem Requirements Engineering eine zentrale Rolle bei der Steuerung der digitalen Transformation zu. Um dies zu leisten, müssen sich aber auch die angewandten Methoden ändern. Wir bringen Ihnen die aktuellen Requirements Engineering Trends näher!

Aus dem realen oder gedachten Innovationsdruck (“Wir brauchen Innovation!”) heraus entstehen viel zu oft Projekte, die auf halbem Weg versanden und horrende Kosten verursachen. Warum? Weil die Anforderungen nicht konkret und genau genug erhoben wurden. Denn Requirements Engineering ist einer der wichtigsten Faktoren für das Gelingen eines Projektes. Das ist in der IT schon lange akzeptiert. Viele Organisationen haben deshalb große Anstrengungen unternommen, um die richtigen Anforderungen, gut abgestimmt und zur richtigen Zeit in Ihre Projekte einfließen zu lassen. Neben klassischen Methoden wird dabei immer stärker auf agile Vorgehensweisen gesetzt.

Herausforderung digitale Transformation

Wo liegt dann die Herausforderung? Trotz guter methodischer Grundlagen empfinden Projekte, die stark auf die digitale Transformation großer Unternehmen oder Organisationen ausgerichtet sind, die klassischen Methoden des Requirements Engineering oft als unzureichend. Sie werden mitunter als nicht zielführend und oftmals auch als zu langsam und überbordend wahrgenommen. Dabei ist offenbar auch Agilität nicht immer eine ausreichende Antwort: Denn agile Methoden des Requirements Engineering werden mitunter nur in der Entwicklung als relevant wahrgenommen. Oder sie werden als zu oberflächlich und nicht für komplexe Aufgabenstellungen geeignet empfunden. Fazit: Die etablierten Werkzeuge des Requirements Engineering greifen für die Steuerung des digitalen Wandels zu kurz.

„Der Requirements Engineer steht aktuell großen Änderungen gegenüber. Die Vorgehensweisen in diesem Bereich werden grundlegend geändert und teilweise auf den Kopf gestellt werden.“

Karl Schott, CEO Spirit in Projects

Trend: Das bewegliche Ziel

Niemand, der im Bereich des Anforderungsmanagements tätig ist und dessen Unternehmen sich den digitalen Wandel verschrieben hat, wird Projekte so wie bisher durchführen können und trotzdem erfolgreich sein. Der Grund dafür ist, dass sich die Rolle des Requirements Engineers fundamental verändert:

„Requirements Engineers finden sich immer mehr in Projekten zur digitalen Transformation wieder. Diese werden zwar von einer Vision und strategischen Zielen getragen – der einzuschlagende Weg, der tatsächliche Nutzen oder die strategische Technologie zur Umsetzung liegen jedoch nicht konkret vor und müssen erst im Projekt erarbeitet werden.“

Karl Schott, CEO Spirit in Projects

Die Probleme der Branche und die aktuelle Diskussion der Forschung zum Thema ubiquitous requirements engineering spiegelt das wider. Das Thema Anforderungsanalyse bildet in Innovationsprozessen eine Klammer über das gesamte Projekt

Aspekte des ubiquitous requirements engineering

So schwer uns im deutschen die Aussprache von “ubiquitous” auch fällt (die Lösung: yoo-bi-kwuh-tuhs), meint der Begriff die Allgegenwärtigkeit vom Requirements Engineering in Innovationsprojekten. Dabei ergibt sich eine Reihe von Problemstellungen und Veränderungen, die aus unserer Sicht die aktuellen Requirements Engineering Trends ausmachen:

  • offener Abschluss: Analyseprojekte zum Aufbau von technischen Ökosystemen müssen ohne klarem Endekriterium durchgeführt werden.
  • Ganzheitlichkeit: Ganzheitlichkeit rückt in den Fokus, wenn die Lösung ihr Umfeld technisch und organisatorisch so stark beeinflusst, dass für die Analyse keine klaren Grenzen gezogen werden können.
  • grenzenlose Systeme: Systeme überschreiten Grenzen, wenn die Lösung überregional oder global entwickelt und eingesetzt wird und die Beteiligten orts- und zeitbezogen schwer zu greifen sind.
  • Jedermann: Viele Stimmen sprechen mit, wenn durch die digitale Transformation immer stärker auch Stakeholder einbezogen werden, die keine Expertise bei der Entwicklung von Lösungsideen einbringen können.
  • Crowd: Wenn die Benutzer als wichtige Stakeholder nicht mehr erfassbar sind oder nicht einmal mehr klar ist, ob diese reale Personen sind, muss die Erhebung der Anforderungen automatisiert erfolgen.
  • außerhalb der Komfortzone: Wenn die zu lösende Problemstellung nicht nur durch eigenes Wissen und Fähigkeiten analysiert werden kann, sondern Zusammenarbeit über Domain-, Organisations- und Unternehmensgrenzen zur Problemlösung erforderlich ist – dann heißt es “raus aus der Komfortzone”.

Ein wichtiger Trend ist auch der Wandel in der Rolle von Requirements Engineering für das Unternehmen selbst: Es geht nicht mehr “nur” darum Anforderungen zu erheben. Sondern darum, bereits frühzeitig mögliche Technologien und Lösungsansätze einzubringen. Der Trend geht dahin, dass der Requirements Engineering auch noch zusätzliches leistet:

  • Strategieberatung: Da die Unternehmensstrategien immer stärker von der Nutzung von Technologien zur Lösungsfindung und -umsetzung abhängen.
  • Business Enabler: Wenn die Möglichkeit zur Nutzung von Technologien den Erfolg am Markt bestimmt.
  • Orientierung zu disruptiven Technologien: Wenn neue Technologie eingebracht werden, um neue Anforderungen für das Unternehmen überhaupt erst entstehen zu lassen.

Diese Trends zeichnen eine Entwicklung, die wir als “neues Requirements Engineering” bezeichnen. Unsere praktischen Erfahrungen aus Projekten können Sie in Detailartikeln lesen. Hier können Sie übrigens mehr zu unserem Beratungsansatz zum Thema Requirements Management lesen.


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